3 Fragen zu Wasserstoff an Jörg Steinbach
„Brandenburg hat im Sommer 2020 gemeinsam mit den Ländern Sachsen und Sachsen-Anhalt das „Wasserstoff-Eckpunktepapier der drei ostdeutschen Kohleländer“ vorgestellt. Darin treffen wir gemeinsam zentrale Aussagen zu den Fragen, warum wir uns um Wasserstoff kümmern wollen und müssen, welche Potentiale wir sehen und wo wir Schwerpunkte unseres politischen Handelns identifiziert haben. In seinem Kern ist dieses Eckpunktepapier ein energiepolitisches Strategiepapier – auch wenn es so nicht heißt.
Darauf aufbauend haben wir uns entschieden, auf der Grundlage eines sehr breit aufgesetzten Stakeholder-Prozesses eine Wasserstoff-Roadmap für Brandenburg und die Hauptstadtregion zu entwickeln. Diese „maßnahmenkonkrete Wasserstoffstrategie“ befindet sich gerade in der regierungsinternen Abstimmung und wird voraussichtlich im November vom Landeskabinett beschlossen und danach veröffentlicht.“
„Die doing-hydrogen H2-Pipeline stellt die H2-Aorta für die Verbraucher entlang der Wasserstoffregion Ost-Brandenburg dar. Sie verbindet Produzenten sowohl von grünem als auch von türkisem Wasserstoff mit Verbrauchern aus Industrie und Verkehr. Mit dem Brandenburger Streckenteil, welcher westlich von Berlin geführt wird, werden im Startnetz der H2-Pipeline die Brandenburger Unternehmen ENERTRAG und CEMEX beteiligt. Eine von Anbeginn geplante Streckenführung östlich von Berlin wäre für Brandenburg insgesamt vorteilhafter gewesen, um die Anbindung weiterer Industriezentren wie dem Raffineriestandort Schwedt, dem Energiewendelabor in Ketzin, dem Hüttenwerk zur Stahlproduktion in Eisenhüttenstadt, dem Chemiestandort in Schwarzheide sowie dem Kraftwerksstandort in der Lausitz zu gewährleisten. Die genannten Standorte industrieller Wertschöpfung sind für Brandenburg von substantieller Bedeutung. Eine Weiterführung und Verbindung von der doing-hydrogen H2-Pipeline mit den genannten Industriezentren sind der noch nötige Hebel zur Entwicklung eines regionalen als auch überregionalen H2-Netzes. “
„Erste konkrete Nutzungen von H2 werden insbesondere im Mobilitätssektor und für Pilotvorhaben zur Dekarbonisierung der Industrie gesehen. Um diese vor allem regionalen Bedarfe zu decken, sind dezentrale H2-Erzeugungsstrukturen unter Nutzung regionaler Erneuerbarer-Strom-Anlagen sinnvoll. Dafür benötigen wir aber einen signifikanten Zubau der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten auch in Brandenburg. Die begrenzte Verfügbarkeit von grünem Strom ist die limitierende Größe bei der Frage, wieviel grünen Wasserstoff wir zur Deckung unserer Bedarfe in und für Brandenburg herstellen können.
Neben der Elektrolyse kommt nach meiner Überzeugung aber auch und gerade zur Deckung der großskaligen H2-Bedarfe in der Industrie die Pyrolyse (sog. türkiser Wasserstoff) als eine weitere klimaneutrale H2-Technologie in Betracht.
Es ist damit zu rechnen, dass der Gesamtbedarf an Wasserstoff nicht allein aus regionaler Produktion gedeckt werden kann. Hier könnten perspektivisch Importe notwendig werden. An der Errichtung der für H2-Importe erforderlichen Infrastruktur (H2-Netze, Speicher) arbeiten Landes- und Bundesregierung gemeinsam mit den Akteuren der Wirtschaft.“